Müll-Schwelbrennanlage – Die erste Lost Place Tour im Jahr 2017 stand an, eine Versuchsanlage zur Verschwelung von Müll und Herstellung von elektrischer Energie sollte es sein. Alles begann 1985 mit dem Angebot eines namhaften deutschen Technologiekonzerns an die Stadt Fürth eine kostenlose Anlage zur Müllverschwelung zu bauen. Zu Beginn der Planungen wurden die Kosten 1990 auf 32 Millionen Deutsche Mark beziffert, bis 1995 wuchsen diese noch auf 66 Millionen DM an. Letztendlich verschlang das als Pilotprojekt angedachte Vorhaben aber sage und schreibe 125 Millionen €uro.
Müll-Schwelbrennanlage – Millionengrab und Hightech Ruine
Nach der Genehmigung des Projektes durch die Regierung von Mittelfranken fand im September 1994 der erste Spatenstich statt und der Bau der Müll-Schwelbrennanlage (kurz: SBA) begann. Das Konzept der SBA war in der Öffentlichkeit von Anfang an heftig umstritten, vor allem wegen der hochgiftiger Schwelgase, die dabei entstehen. Bereits beim Bau mussten die Partner im Zweckverband Abfallbeseitigung Rangau (ZAR) einer Risikobeteiligung zustimmen.
Der Bund Naturschutz hielt der Stadt gemeinsam mit dem „Müll und Umwelt e. V.“ ein alternatives Abfallkonzept entgegen. Breite Unterstützung kam aus weiten Kreisen der Bevölkerung, es fanden mehrere Demonstrationen statt und 1993 wurden 27.000 Einwendungen gegen die SBA abgegeben. In einer neuntägigen Anhörung im Nürnberger Messezentrum wurde dann das alternative Müllkonzept vorgetragen. Nach Baubeginn klagten fünf Betroffene gegen den Bescheid, als noch während der Bauphase 1995 eine Privatisierung ins Gespräch kam, wurde in Fürth erstmals ein Bürgerbegehren gestartet, dass schließlich knapp mit 49 % zu 51 % scheiterte.
Bereits von Beginn an zum Scheitern verurteilt
Nach dem gescheitertem Bürgerbegehren wurde die Anlage noch vor Inbetriebnahme privatisiert und an die Stromkonzern-Tochter UTM GmbH veräußert. 1997 wurde die Anlage fertiggestellt und in Betrieb genommen. Aber bereits zum Start traten zahlreiche Probleme wie Materialstau, Softwareausfall und Schwelgasfreisetzung auf. An einen reibungslosen Ablauf war somit nicht zu denken. Deswegen wurde die Anlage 1998 nochmals nachgebessert und umgebaut.
Doch beim Probelauf im August 1998 kam es zu einem entscheidenden Störfall, der das endgültige Aus der Anlage bedeuten sollte. Ein Metallgeflecht im Müll führte zu einem Materialstau, durch den eine Schweltrommeldichtung zerstörte wurde und giftiges Schwelgas austrat und 73 Personen verletzte (Bericht Fürther Nachrichten). Die Anlage wurde danach nie mehr hochgefahren. Durch die bereits erwähnte Risikobeteiligung verlor die Stadt Fürth ca. 4,4 Millionen € und der Landkreis weitere 2,5 Millionen € an diesem Projekt.
1999 erwarb der Bauunternehmer Günther Karl den Komplex für einen symbolischen Wert plus Grundstückswert und verkaufte einige Maschinen und Teile der Anlage, bevor es diese 2008 wieder weiter veräußerte. Bis auf das Pförtnerhaus, die Zufahrt und Schornsteine, sowie einige Gerätschaften aus dem Inneren ist die Anlage heute noch größtenteils erhalten und wirkt auch relativ neu und ungebraucht. Fast so, als wenn vor kurzem erst der letzte Strom produziert wurde.
Verwendete Ausrüstung:
- Nikon D5300
- SanDisk Extreme Pro SDXC 64GB
- Sigma 10-20 mm F3,5 EX DC HSM
- DÖRR Stativ HQ1650 Alu
- Sony Alpha 6000
- Sony SELP1650 Standard-Zoom-Objektiv
Stand der Bilder: Februar 2017
Filipp Mihayloff
Ich möchte Ihnen noch ein Beispiel darstellen. Das ist
die Schwelbrennanlage in ***** der Firma ******* KWU. Das ist immerhin auch eine Welt-firma. Da war es so, dass die Anlage, die sich im Probebetrieb befand, so gefahren wurde, dass man die Meldeanlagen an die Feuerwehr abgeschaltet hatte, weil die Meldungen an die Feuerwehr zu zahlreich waren.
Da immer wieder die Feuerwehr anrückte, hat man gesagt:
Wir melden das am besten nicht so häufig. Das ist für unsere Firma abträglich.
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Das war
natürlich ein dummer Fehler im Handling. Das hat dazu geführt, dass die Schweltrommel explodiert ist. Ich konnte die Betriebsaufzeichnungen und
dokumentationen dieser Anlage, die mehrere Aktenordner ausmachten, über viele Wochen hinweg verfolgen. Ich habe auch feststellen können, dass relativ häufig Störungen im Betrieb aufgetreten sind, die jeweils zu einer Explosion hätten führen können, aber nicht zu einer Explosion führten. Das war eher
ein Glücksfall. Das möchte ich Ihnen einfach nur als Beispiel nennen.