Die alte Spinnerei Mainleus

Die alte Spinnerei Mainleus – Man sagt ja, eine Maschine für Zeitreisen zu erfinden wäre nicht möglich. Dabei ist eine Reise in die Vergangenheit gar nicht mal so schwierig zu realisieren. Man öffnet einfach eine Tür, geht hinein und befindet sich prompt in einer vergangen Epoche deutscher Industriegeschichte. Lange hatte ich auf den Moment gewartet, die alte Spinnerei ablichten zu können. Ende Mai 2017 war es dann soweit und ich hatte den Schlüssel in der Hand. Zwei volle Tage tobten wir uns auf den knapp 60.000 Quadratmetern Gebäudefläche aus. Wir begangen unseren Rundgang im Kesselhaus. Der Anblick verschlang uns fast die Sprache: Vier gigantische, von der Firma Kablitz installierte und aus Backstein gebaute, Kessel beherrschen den riesigen Komplex, in dessen Mitte man sich schnell an die historischen Eisenhütten des Ruhrpotts erinnert fühlt. Das Kesselhaus der alten Spinnerei ist eines der letzten seiner Art und Größe, welches noch vollständig erhalten ist. Alleine dieses Gebäude beschäftigte uns fast einen kompletten Tag, bis wir alle Winkel und Details erforscht haben.

Vier gigantische Kessel beherrschen den riesigen Komplex

Weiter geht die Reise in das 1908 als Maschinenhaus errichtete Umspannwerk. In der hintersten Ecke des verwinkelten Traktes befindet sich ein weiteres Highlight, die Bedienelemente der Stromversorgung aus dem Jahr 1910. Danach ging es an den modernen Kesseln vorbei in die Schlosserei. In der Werkstatt sieht es mittlerweile schon etwas chaotischer aus. Viele der Schubladen wurden bereits nach brauchbaren Gegenstände durchwühlt. Durch eine unscheinbare Tür im Umspannwerk gelangt man dann in den Spinnsaal. Dieser ist bereits größtenteils leer geräumt und es gibt leider nicht mehr allzu viel zu entdecken. Das angrenzende Batteurgebäude bietet dagegen wieder interessantere Motive. Nur ist hier das Problem, dass der Boden in den oberen Stockwerken bereits so aufgeweicht ist, dass es zu gefährlich gewesen wäre hier weiterzulaufen. Die Büroräume im Spinnereianbau müssten theoretisch nur entstaubt werden und könnten dann wieder genutzt werden. Einzig für die Pflanzen wird es wohl bereits zu spät sein.

Kein Denkmalschutz für die historischen Anlagen

Am zweiten Tag machten wir uns dann über den ebenfalls riesigen Gebäudekomplex der alten Weberei. Hier macht sich der Rückbau, der 2013 geschlossenen Spinnerei, am meisten bemerkbar. So gut wie alle der unendlichen langen, aber sehr hellen Hallen waren fast komplett leer geräumt. Sehr interessant war das ehemalige Chemikalien Labor, die Baumwolllagerhalle und die alte Färberei. In dieser noch die alte Anlage zum Färben der Garne steht. Aber auch in einigen der kleinen Werkstätten, Büros und Aufenthaltsräumen konnte man das ein oder andere Motiv entdecken. Besonders spannend an der Weberei ist aber die Tatsache, dass sich im Keller ein wirklich großer Luftschutzbunker befindet, der alle Arbeiter damals vor Luftangriffen schützen sollte.

Die alte Spinnerei Mainleus – Den Faden weiterspinnen

Die Gerüchte, dass der Markt Mainleus die alten Hallen der ehemaligen Spinnerei in Mainleus ,beinahe komplett‘ abreißen lassen will, wurde vom Gemeinderat bereits widerlegt. Die Entscheidung wurde auf die nächste Sitzung am 18. September vertagt. Dabei sollen Vertreter der Regierung von Oberfranken anwesend sein. Die Regierung berät die Gemeinde über Möglichkeiten der Finanzierung durch die Städtebauförderung. Bürgermeister Robert Bosch bekam von der Regierung den Hinweis, den umstrittenen Verwaltungsvorschlag zu überdenken. Es bleibt also weiterhin spannend, was aus der alten Spinnerei wird.

Verwendete Ausrüstung:

Stand der Bilder: Mai 2017

Das Kesselhaus:

Das Umspannwerk:

Die Schlosserei:

Das Batteurgebäude:

Der Spinnsaal:

Der Spinnereianbau:

Das Chemikalien Labor:

Die Färberei und Lagerhalle:

Die Weberei:

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